Zäsur bei den Traunsteiner Ringern: Mannschaft ringt nach Weggang wichtiger Leistungsträger künftig in der Landesliga

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Zäsur bei den Traunsteiner Ringern: Mannschaft ringt nach Weggang wichtiger Leistungsträger künftig in der Landesliga – Abteilungschef Hille: Bauen auf die eigene Jugend

Traunstein
(awi). Vor größeren Veränderungen steht die Ringerabteilung des TV Traunstein. Kämpfte man noch im vergangenen Herbst und Winter in der zweithöchsten deutschen Liga, der Oberliga, so wird man in der kommenden Saison zwei Klassen tiefer, in der Landesliga Süd antreten. Was ist passiert? Wichtige Leistungsträger wie die „Eigengewächse“ Artur und Eduard Tatarinov, die ihren ringerischen Schliff unter der Führung von TVT-Chefcoach Petar Stefanov erhalten haben, sind dem Werben der diversen Bundesligavereine gefolgt, und gehen künftig in Deutschlands höchster Liga auf die Matte. Einhergehend wird auch der eine oder andere Ringer im kommenden Jahr nicht mehr in den Reihen der Traunsteiner Mannschaft zu sehen sein.

„Für uns war der sehr überraschend angekündigte Schritt unserer Leistungsträger natürlich ein Schock und erst einmal zu verdauen. Letztlich aber blicken wir nach vorne“ betont TVT-Abteilungschef Hartmut Hille der zusammen mit Chefcoach Stefanov und weiteren Helfern mit überwiegend eigenen jungen Ringern eine neue, junge Mannschaft formen will. Trotz dem Weggang der Tatarinov-Zwillinge und einzelner weiterer Ringer kann man in dem Landesligateam auf eine starke Aufstellung bauen. „Langjährige Ringer und Erfolgsgaranten wie beispielsweise Alex Patalaschko und weitere Ringer haben sofort ihre Unterstützung zugesagt und helfen beim Mannschafts-Neuaufbau mit.“ Daneben kommen aus der Nachwuchsarbeit einige junge Ringer, die in den kommenden Jahren in die Mannschaft eingebaut werden sollen. „Natürlich muss man denen auch Zeit geben, das Engagement und der Trainingsfleiß sind aber ermutigend.“ Wie auch der Zusammenhalt in der Abteilung, der zwischen Aktiven und Verantwortlichen und auch mit eingebundenen Eltern der Nachwuchsringer „stimmt“, etwas was für TVT-Chefcoach Stefanov neben den sportlichen Erfolgen stets von besonderer Bedeutung war: „Es ist mir wichtig, dass alle Beteiligten gerne in die Halle gehen, dass wir trotz vieler Arbeit, die gerade der Wettkampfbetrieb mit sich bringt Freude am Abteilungsleben haben.“ Und fügt er hinzu: „Die Ringer an ihrem Sport natürlich auch.“ Den will er ihnen künftig wieder verstärkt vermitteln und sein außergewöhnliches, ringertechnisches Wissen vermitteln. Nicht umsonst sind Traunsteiner Ringer seit vielen Jahren auf Bezirks-, Landes- und sogar auf Bundesebene immer wieder in den Medaillenrängen vertreten. Viele Erfolge der Traunsteiner Ringer tragen seine Handschrift.

Hoffnungsvolles warten auf die neue AKG-Halle

Weiter wird man in den kommenden Monaten in der auch mit hohem Arbeitsaufwand der Abteilung renovierten und von der Stadt Traunstein mit den nötigen Anforderungen, wie beispielsweise einer Fluchtwegstreppe ausgestatteten Gruberhalle trainieren. Dabei fiebert man beim TVT schon der Fertigstellung der neuen AKG-Turnhalle entgegen, die ja auch neue, optimal konzipierte Trainingsräume für die Traunsteiner Ringer beinhaltet. „Und natürlich freuen wir uns, in der neuen Halle unsere Heimkämpfe austragen zu können“ so Abteilungsleiter Hille, der darauf hofft, dass die Zuschauer wie in den vergangenen Jahren zahlreich bei den Heimkämpfen mit dabei sind. Zwar fehlen die im vergangenen Jahr spektakulären Derby’s gegen Anger und Berchtesgaden, die beide jeweils vor eigenem Publikum gewonnen werden konnten. Dafür darf in der noch nicht endgültig vom Bayerischen Ringer-Verband (BRV) zusammengestellten Landesliga Süd mit zwei anderen regionalen Mattenduellen gerechnet werden. So ist der TSV Trostberg genauso für die Liga vorgesehen, wie auch die Reserve des SV Wacker Burghausen. Weitere Namen der diesjährigen Landesligateams werden in den kommenden Wochen erwartet.

Konstruktive Gespräche mit dem Verband


Dabei gab es im Vorfeld beim TVT konstruktive Gespräche mit dem Verband, namentlich dem Vizepräsident Sport des BRV, Florian Geiger, der das Leistungspotenzial des TVT anfänglich eher in der Bayernliga angesiedelt sah. Hille beharrte aber auf der Umsetzung, den Neuaufbau in einer Liga zu beginnen, die dem erwarteten Leistungsniveau entspricht, die ihm entsprechend auch zwischenzeitlich von Geiger zugesagt worden ist. „Traunstein kann maximal zwei Leistungsklassen tiefer beginnen, wie es das im vergangenen Jahr geänderte Reglement vorsieht“ macht Vizepräsident Geiger deutlich und fügt hinzu: „Schade natürlich, trotzdem wünsche ich dem Traditionsverein natürlich, dass der Neuaufbau gelingt und die Basis für eine stabile und erfolgreiche Mannschaftsentwicklung bringt.“
Entgegen kommt dem TVT wie auch den weiteren Teams, dass es in der Landesliga nur sieben Gewichtsklassen gibt, ergo braucht es auch nur sieben Ringer. „Da die jeweiligen Gewichtsklassen an den Kampfabenden in beiden Stilarten ausgerungen werden kommen die Zuschauer auf 14 Kämpfe was auch für die Zuschauer attraktiv sein kann“ freut sich Hille, der darauf hinweist, dass die Geschichte der Ringerabteilung in den Jahrzehnten immer wieder von einem Auf- und Ab geprägt war und führt als Beispiel die Situation 2001/ 2002 an. „Damals sind wir von der Zweiten Liga in die Landesliga zurück gegangen. 2005 stellten wir überhaupt keine Mannschaft um dann einige Jahre später fast den Sprung in die Oberliga zu schaffen, den wir dann letzte Saison gegangen sind. Nur wenige Ringervereine können sich dauerhaft in den höchsten Ligen halten“ so der TVT-Abteilungsleiter der darauf hinweist, dass man Zuschauern wie auch der Mannschaft einen sportlichen Abstieg in die Bayernliga ersparen wollte. „Mit dem jetzigen Personalstand nach dem Weggang wichtiger eigener Leistungsträger sind wir einfach nicht mehr oberligatauglich. Wir mussten handeln und sind überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist.“ Generell sieht man sich von Seiten der Abteilung her vom Potenzial in der Bayernliga. „Da wollen wir mittelfristig auch hin, ohne zu stark auf Ringer bauen zu müssen, die nicht regelmäßig bei uns vor Ort sind“ so Hille, der darauf hinwies, dass man in den vergangenen Jahren gerade in den schweren Gewichtsklassen immer wieder aufgrund der eigenen Personalsituation Ringer aus dem benachbarten europäischen Ausland – und hier vorzugsweise aus Bulgarien – verpflichten musste, was für die Abteilung oft mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden war. „Sportlich immer ein Gewinn, aber der Aufwand war nicht unbeträchtlich“ so der Abteilungschef.

Oberbürgermeister steht hinter den Traunsteiner Ringern

Von den informierten Fans und Ringsportfreunden des TV Traunstein hört man überwiegend Zustimmung für den eingeschlagenen Weg, wenngleich man sich auch dort gerne an die faktischen „Zweitliga-Zeiten“ in der Oberliga des vergangenen Jahres erinnert. Auf die eigene Jugend zu bauen und diese in den kommenden Jahren in die Männermannschaft einzubauen, findet aber gleichzeitig breite Zustimmung. So auch beim Traunsteiner Oberbürgermeister Christian Kegel, der seit vielen Jahren regelmäßiger Gast bei den Mannschaftskämpfen des TVT ist und sich mehrfach als echter „Ringerfan“ geoutet hat. „Schade aber verständlich“ war sein kurzes Fazit im Gespräch mit Abteilungsleiter Hartmut Hille um gleichzeitig hinzuzufügen, dass der Schritt zwei Klassen zurück seinem Interesse keinen Abbruch tut: „Ich werde auch bei den Landesligakämpfen so oft wie möglich dabei sein und für ‚meine‘ Mannschaft mitfiebern.“

Text und Bilder: Andreas Wittenzellner