Harte Geduldsprobe für die TVT-Ringer

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Harte Geduldsprobe für die Traunsteiner Ringer
Abteilungsleiter Hille und Chefcoach Stefanov: „2020 als verlorenes Jahr abhaken, hoffen auf das kommende Jahr“

Bitter hat es die Ringer des TV Traunstein in dem zu Ende gehenden Jahr erwischt. War man in den Einzelturnieren doch gerade im Nachwuchsbereich auf regionaler und Landesebene gut in das Jahr gestartet und auch in den Mannschaftswettkämpfen machte sich der Landesligameister des Jahres 2019 berechtigte Hoffnungen auf eine erfolgreiche Liga in diesem Jahr. Die Coronabeschränkungen haben die erwarteten Erfolge verhindert und den Planungen einen bitteren Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben mit Abteilungsleiter Hartmut Hille und Chefcoach Petar Stefanov ein Gespräch über die aktuelle Situation über das Ringen in Traunstein und die Aussichten und Hoffnungen für das kommende Jahr geführt.

Was ist das Fazit des vergangenen Jahres? Ein verlorenes Jahr für die Traunsteiner Ringer?

Hille: Natürlich sind wir enttäuscht, insbesondere auch dass jetzt zum zweiten Mal der Trainingsbetrieb auf unbestimmte Zeit unterbrochen ist. Unser Sport lebt von intensiven Trainingsmaßnahmen und direkten Körperkontakt in den Mattenduellen, und da ist 2020 letztlich ein verlorenes Jahr.

Stefanov: Ärgerlich ist die Entwicklung natürlich gerade auch für die jungen talentierten Nachwuchsringer. Wir hatten drei „heiße“ Kandidaten für die Deutschen Meisterschaften im Jugendbereich. Die Teilnahme an den nationalen Titelkämpfen wurde durch den Lockdown im März unmöglich gemacht und so die jungen Bayerischen Meister um ihren verdienten Lohn einer Teilnahme bei den nationalen Titelkämpfen gebracht. Für den Nachwuchs tut es mir besonders leid. Ist doch der Sport gerade in den jungen Jahren prägend für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ich bedauere es sehr, dass sie und wir alle jetzt wieder auf dem Wartegleis stehen.

Wie reagieren die Sportler auf die Entwicklung?

Hille: Die ganze Abteilung und auch die einzelnen Ringer versuchen das Beste daraus zu machen. Aber klar ist auch, dass so eine Krise, solch eine dauerhafte Verhinderung seinen Sport auszuüben, dazu führen kann, dass wir den einen oder anderen Ringer verlieren, der seinen Sport an den Nagel hängt oder sich für andere sportliche Aktivitäten begeistert. Wir haben zwar einen guten Zusammenhalt in der Abteilung, aber ob wir bei einer erwarteten Öffnung der Sporthallen und damit auch unseres Ringerraumes in der Turnhalle am AKG noch alle an Bord haben kann halt auch keiner mit Bestimmtheit sagen.

Stefanov: Wir haben es ja in einer Kontaktsportart besonders schwer und so durften wir Ringer im Sommer erst relativ spät wieder mit dem Mattentraining nach dem ersten Lockdown beginnen. Danach waren insbesondere auch die jungen Aktiven mit Eifer und Einsatz bei der Sache. Mit der neuerlichen Beschränkung wird es nochmals schwerer. Gerade auch, weil bei einem mehrmonatigen Sportverbot eine nötige Vorbereitung auf Einzelmeisterschaften im neuen Jahr kaum möglich wäre und auch die Mannschaftssaison wieder schnell in Frage gestellt wäre.

Sind die Beschränkungen für euch Ringer trotzdem vertretbar?

Hille: Da dürfen wir uns bei aller Besorgnis und Enttäuschung über die aktuellen Verbote nicht falsch verstehen: Wir stehen voll hinter den Entscheidungen die auf bayerischer Ebene oder auch bundesweit beschlossen worden sind. Die Entscheidungen – so sehr sie uns als Ringer bis ins Mark treffen und das Risiko in sich tragen den Sport und auch unsere Abteilung auf Jahre hin zurück zu werfen – sind alternativlos!. Wir haben deshalb auch als einer der ersten Vereine in Bayern klar gemacht, dass wir unsere Sportler in Zeiten einer auch für austrainierte Ringer für Leib und Leben hoch gefährlichen Pandemie nicht auf die Matte schicken werden. Deshalb war auch der Ligarückzug zumindest in diesem Jahr für uns alternativlos. Rückwirkend gibt uns die Situation noch mehr recht, wurde doch jeder Versuch in Deutschland in Pandemiezeiten einen geordneten Ligabetrieb durchzuführen schon vor einem möglichen Beginn gestoppt und auch in der Bundesliga nach einigen Wettkampftagen und einer ganzen Reihe von Coronafällen abrupt beendet. Ich habe kein Verständnis, wenn Sportler in solch einem Umfeld auf die Matte gehen oder geschickt werden sollen. Deshalb: Ja, wir stehen hinter den Beschränkungen.

Stefanov: Wir sprechen in der Frage mit einer Stimme! Wir haben bereits im Frühsommer als sich die Frage nach dem Stellen einer Mannschaft für die Ligakämpfe wieder aktuell wurde, sehr schnell eine klare einheitliche Linie festgelegt, bei der wir uns alle einig waren. Abteilungsleitung, Trainer, Sportler und Fördervereinsverantwortliche ziehen an einem Strang denn: Die Gesundheit steht an erster Stelle! Die Meinung war einheitlich, dass wir hier keine Risiken eingehen. Das galt und gilt auch weiterhin vorrangig für die Sportler aber natürlich auch für alle Beteiligten rund herum um das Ringen. Ganz egal ob das Ringer, Helfer oder auch Zuschauer sind: Safty first ist unsere Devise! Deshalb haben wir uns auch in einem frühen Stadium entschieden in diesem Jahr keine Mannschaft zu stellen, obwohl die einstimmig getroffene Entscheidung natürlich traurig war. Wir hatten trotz unseres Erfolges als Landesligameister Anfang des Jahres geplant, auf den Aufstieg in die Bayernliga zu verzichten und wieder in der Landesliga Süd anzutreten, was gerade auch unseren jungen Ringern die Chance gegeben hätte, auf einem adäquaten Leistungsniveau weiter in den Männerbereich hineinzuwachsen. Aber wie gesagt: Das ist alles Geschichte, die Gesundheit geht vor!

Gibt’s trotzdem einen positiven Ausblick auf das neue Jahr?

Hille: Natürlich hängen wir auch im neuen Jahr weiter an dem Geschehen an der Coronafront. Und selbstverständlich hoffen wir, dass wir schnell im ersten Quartal wieder zurück auf die Matte in unserem Ringerraum in der Turnhalle am AKG können. Sollte das möglich sein, werden wir mit entsprechender Vorbereitung sicher auch wieder an den Einzelmeisterschaften teilnehmen. Und mit entsprechender Vorbereitung ist das Ziel natürlich auch, wieder eine Mannschaft im Ligabetrieb zu stellen. Natürlich hoffen wir, dass uns auf die Förderer, Sponsoren und Zuschauer weiter die Stange halten.
Stefanov: Schwer zu sagen, da natürlich alles daran hängt, wie lange wir die Ringermatten nicht betreten dürfen. Aber um es sportlich zu nehmen: Aufgeben gibt es nicht, wir Ringer sind es gewohnt zu kämpfen – ob auf oder neben der Matte!