Traunsteiner Ringer ziehen die Notbremse
Mannschaft geht nach beispielloser Verletzungsserie in die Gruppenoberliga zurück- Abteilungschef Hille: Eine alternativlose Entscheidung
Hiobsbotschaft bei den Traunsteiner Ringern: Nach einer beispiellosen Verletzungsserie ziehen die Traunsteiner Ringer die Reißleine und verzichten wenige Wochen vor Saisonbeginn nach den zum Ende des vergangenen Jahres noch überzeugend erkämpften Aufstieg auf die Teilnahme an den Mannschaftskämpfen in der Bayernliga. Abteilungsleiter Hartmut Hille benennt die Gründe für den überraschenden Schritt: „Die Saisonplanungen laufen seit Monaten auf Hochtouren. Aber eine unglaubliche Verletzungsserie zwingt uns zu dem Schritt.“ Sind doch die Leistungsträger Luca Zeiser und Andreas Dik verletzungsbedingt nicht einsatzfähig. Nun ist auch noch Halbschwergewichtler Kevin Daiker dazu gekommen. Die Leistungsträger Georg Rasumny und Ilja Vorobev stehen ebenfalls verletzungsbedingt und beruflich bedingt nicht oder kaum zur Verfügung. „Da fehlt die halbe Mannschaft, das können wir nicht kompensieren“ nennt Hille den Rückzug eine „alternativlose Entscheidung.“
Als Konsequenz hat TVT-Coach Christian Pribil, der mit den „verbliebenen“ Ringern bis zu fünf Mal in der Vorbereitungsphase auf der Matte steht, mit dem Bayerischen Ringer-Verband Kontakt aufgenommen und die Neueinstufung in die Gruppenoberliga Süd fixiert. „Natürlich hätten wir unseren Aufstieg in die Bayernliga auch dort sportlich gerechtfertigt und uns dort bewiesen. Aber man muss in so einer Situation der Realität ins Auge schauen. Und da war die Rückstufung ‚alternativlos‘ und unvermeidlich“ betont auch Pribil. Wären in der Bayernliga doch mindestens neun gesunde Ringer bei maximal zwei ausländischen Athleten erforderlich gewesen – bei der derzeitigen Personalsituation de facto nicht zu schaffen. Dass die extremen Entfernungen für die Auswärtskämpfe noch erschwerend hinzugekommen wären – für die sieben Auswärtskämpfe belaufen sich die zurückzulegenden Fahrstrecken auf rund 4.000 Kilometer – habe die Situation auch finanziell verschärft ergänzt Abteilungsleiter Hille und fügt hinzu: „Aber entscheidend ist die Verletzungsmisere die uns zu dem Schritt zwingt.“
Glück im Unglück wurde in der Gruppenoberliga Süd gerade ein Platz frei. Hat doch dort der TSV Sulzberg seine Mannschaft vor einer guten Woche aus dem Ligabetrieb zurückgezogen. Damit ist für den TVT ein Platz frei. Der schnellen und unkomplizierten Abstimmung zwischen Christian Pribil in seiner Eigenschaft als Bezirksvorsitzender Inn/ Chiem und dem Ligareferenten des Bayerischen Ringer-Verbands (BRV), Jens Heinz, ist es zu verdanken, dass hier eine rasche, für alle Beteiligten optimale Lösung gefunden werden konnte. „Natürlich bedauere ich die Entscheidung des TV Traunstein. Ich war im Dezember vergangenen Jahres selbst vor Ort beim dramatischen Aufstieg der Traunsteiner in die Bayernliga und saß bei der finalen Entscheidung mit am ‚grünen Tisch‘. Aber der Schritt ist verständlich und deshalb habe ich hier auch meine Zustimmung für die nun gefundene Regelung erteilt“ betont der Regensburger.
Künftig werden damit in der neuen Liga auch wieder 14 Kämpfe in sieben Gewichtsklassen und beiden Stilarten ausgetragen – eine Einteilung, die dem TVT bei der langen Verletztenliste gut entgegen kommt.
Hille: freuen uns auf Derby’s
Die Traunsteiner Verantwortlichen Hartmut Hille und Christian Pribil blicken bereits nach vorne und freuen sich auf eine attraktive Ligen-Zusammensetzung. Sind doch neben den Mannschaften WKG Diedorf/ Augsburg, TV Geiselhöring II, SV Kempten II, TSV 1860 München, und dem TSV Westendorf III auch die beiden Bezirksvereine AC Bad Reichenhall und der TSV Trostberg mit dabei. „Die beiden Derby’s sind für uns ein Trostpflaster und für unsere Ringerfans bestimmt auch. Wir freuen uns auf die regionalen Vergleiche. Auch wenn die Derby’s natürlich nicht an die großen Duelle aus den 1970er Jahren in der 2. Bundesliga anknüpfen können, so hoffen wir doch auf attraktive Kämpfe und eine gute Zuschauerbeteiligung. Wir wollen auf jeden Fall guten Ringsport zeigen“ blickt Hille bei allen enttäuschenden Veränderungen positiv nach vorne. Und junge aufstrebende Ringer sind beim TVT keine Mangelware. Deshalb ist man auch mit der 2. Mannschaft in der Gruppenliga Süd vertreten, die Schüler kämpfen chancenreich in der Grenzlandliga. Die beiden Trainer und Mannschaftsbetreuer Petar Stefanov und Stefan Pribil stehen neben Christian Pribil weiter zur Verfügung und tragen die Ligaentscheidung mit.
„Unsere Hoffnung ist natürlich, dass unsere Verletzten in nicht allzu langer Zeit wieder für uns auf der Matte stehen. Für diese Saison sind in jedem Fall unsere beiden ungarischen Ringer Balaz Racz (Neuzugang) und Laszlo Egervari mit im Boot. Die Freude auf eine gute Saison für unsere Aktiven aber auch für unsere Zuschauer ist ungebrochen“ zeigt sich Abteilungschef Hille in schwierigem Umfeld trotzdem zuversichtlich.